Moral beim Kochen
Oft wird beim Essen die Moralkeule rausgeholt. Wie kannst du sie abwehren?
Trennung von Zielen und Mitteln
Es ist wichtig, die moralischen Ziele, die man beim Kochen verfolgt, klar von den Mitteln zu trennen, die zur Erreichung dieser Ziele eingesetzt werden. Die Ziele können extrem sein und sich sogar widersprechen. Wichtiger sind die Mittel, die wir einsetzen, um die Ziele zu erfüllen. Diese Mittel sind die konkreten Maßnahmen und jedem Mittel stehen klare Kosten gegenüber.
z.B.
Das Ziel ist es, das Lager “nachhaltig” zu machen.
Das Mittel ist es, keine Artikel mit Palmöl zu kaufen, weil für Palmöl manchmal Regenwald abgeholzt wird.
Im Planungsteam können wir zwar einfache und schnelle Ziele definieren, aber umsetzen können wir nur die Mittel. Darüber hinaus sollte uns klar werden, warum wir uns für ein Ziel entscheiden.
Arten von Zielen:
- Moralische Darstellung: Wollen wir uns selbst moralisch positiv darstellen? Es kann verlockend sein, sich durch nachhaltige Entscheidungen ein gutes Gewissen zu verschaffen oder vor anderen als besonders moralisch dazustehen.
- Veränderung von Verhaltensmustern: Wollen wir ein moralisches Beispiel setzen und andere dazu inspirieren, ebenfalls nachhaltiger zu essen?
- Vorbildfunktion: Wollen wir, dass sich die Essgewohnheiten der Teilnehmenden nachhaltig ändern? Der Einfluss auf andere kann ein starkes Motiv für nachhaltige Entscheidungen sein.
Herausforderungen bei der Umsetzung
- Planungsaufwand: Viele moralische Ziele und dazugehörige Maßnahmen erfordern zusätzliche Zeit und Ressourcen. Jeder Ressourcenaufwand muss gut abgewogen werden und du solltest dich nicht in utopischen Zielen verlieren.
Überhöhte Moral als Störfaktor
- Störende Auswirkungen: Übertriebene moralische Ansprüche können zu Spannungen im Team führen und viele Diskussionen nach sich ziehen. Besonders wenn über Ziele und nicht über Maßnahmen gesprochen wird.
Hochwertiges Bio-Essen: Hochwertige, nachhaltige Bio-Lebensmittel von lokalen Bauern sind oft gesund und gut für die Umwelt, bringen jedoch Herausforderungen mit sich.
- Kostenfaktor: Diese Zutaten sind in der Regel teurer und erhöhen den Beitrag pro Person erheblich. Das wiederum kann Personen ausschließen, die weniger Geld haben.
- Höherer Aufwand: Es ist mehr Aufwand, hochwertige regionale Lebensmittel zu besorgen, als alles einfach im Aldi zu kaufen. In der Regel sind die zeitlichen Ressourcen sehr knapp.
Praktische Schwierigkeiten:
- Beispiel 1: Die Organisatoren sagen: „Wir haben ein Rezept aus regionalem Obst und Gemüse mit nur nachhaltigen Zutaten, aber vergessen, genug Gas für den Grill zu kaufen.“ Dies zeigt, dass trotz der besten Absichten in Bezug auf Nachhaltigkeit die praktische Umsetzung scheitern kann, wenn grundlegende Dinge übersehen werden.
- Beispiel 2: „Wir haben für alle 300 Teilnehmenden ein individuelles Essen geplant, aber nicht die 50 Helfer organisiert.“ Hier wird deutlich, dass überambitionierte Planungen ohne die nötige Unterstützung unpraktisch sind und die Moral der Helfer beeinträchtigen können.
Fazit
Die Moral beim Kochen ist wichtig, um verantwortungsvolle und gerechte Essgewohnheiten zu fördern. Doch es ist entscheidend, ein Gleichgewicht zu finden. Zu hohe moralische Ansprüche und überambitionierte Planungen können die Umsetzung erheblich erschweren. Fragen zu Nachhaltigkeit und Moral, wie „Wollen wir uns selbst moralisch darstellen?“ oder „Wollen wir ein Vorbild sein?“, verdeutlichen, dass solche Überlegungen in die Planung einfließen müssen. Gleichzeitig sollte die gesamte Wirkung eines Lagers berücksichtigt werden, um realistische und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Um eine positive Erfahrung für alle Teilnehmer zu gewährleisten, sollten realistische Ziele gesetzt und praktikable Mittel gefunden werden.